Deutsche Pokalmeisterschaften: „Wundertüte“ 1. Damen erreicht Viertelfinale – Herren scheiden in der Vorrunde aus.

von uli

Am Mittwochnachmittag des 28. Mai hatte sich die „Wundertüte“ mit Alina, Melissa, Svenja und mir (Melli) auf den Weg in das weit entfernte Michelstadt (Hessen) zu den Deutschen Pokalmeisterschaften der Verbandsklassen gemacht. Nach acht Stunden Fahrt sind wir angekommen und konnten es nicht abwarten, ins Bett zu kommen. Im Fall von Svenja und mir wartete eine recht kreative Klappcouch auf uns, die unseren Rücken ordentlich auf die Probe stellen sollte. Nach einer Nacht auf der Suche nach einer bequemen Liegeposition und einem ausgiebigen Frühstück ging es in die Sporthalle.

… und was ist mit den Herren?

Eugen Schweitzer, Johannes Wilkenloh, Steffen Boer und Erik Schwolow reisten parallel an und hatten auch eine Unterkunft ohne 4 „richtige“ Betten.

Damen mit dicker Überraschung zum Auftakt.

Der erste Gegner war niemand Geringeres als die an Position 2 gesetzte Mannschaft aus Falkensee. Unser Team war auf dem fünften von fünf Vorrundenplätzen zu finden und hatte somit eine ziemlich schwierige Einstiegsaufgabe zu bewältigen. Vor Beginn des Spiels kam die gegnerische Mannschaftsführerin auf uns zu und teilte uns mit, dass nur zwei der drei Spielerinnen anwesend waren. Das verschaffte uns einen kleinen Startvorteil und wir gingen automatisch mit 1:0 in Führung. Mit ordentlich viel Wind in den Segeln ging Svenja an den Tisch und stellte sich der gut 200 Punkte stärkeren Isabel Filitz. Nach drei fixen Sätzen durften wir jubeln, denn Svenja traf jeden Topspin und machte ihrer Gegnerin mit guten Aufschlägen das Leben schwer. Als nächstes stellte sich Alina der Mannschaftsführerin und erwischte keinen guten Start. Nach zwei deutlich verlorenen Sätzen kämpfte sie sich zurück, konnte aber den vierten Satz nicht mehr gewinnen und musste gratulieren. Danach war das Doppel an der Reihe und wir schickten Svenja und Alina gemeinsam ins Rennen. Eine 2:1-Satzführung konnten die beiden leider nicht nach Hause holen. Dadurch, dass die Gegnerinnen jedoch nur zu zweit waren, ging die Gesamtführung nicht verloren und ich konnte beim Zwischenstand von 3:2 an den Tisch gehen, um den Sack zuzumachen. Das gelang innerhalb von drei Sätzen und wir hatten Grund zum Jubeln: zum ersten Mal haben wir bei den Deutschen Pokalmeisterschaften ein Spiel gewonnen! Damit hatte wirklich niemand gerechnet.

… und was ist mit den Herren?

Bei den Herren war ein enges Match gegen die den TSV Korntal prognostiziert, wurde es auch. Vielleicht kam der Gegner nicht zur richtigen Zeit. Am Ende verlor man mit 2:4 und wusste, dass mehr drin gewesen war.

Damen schrammen hauchzart am 2. Sieg im 2. Spiel vorbei.

Gut eingespielt ging es um 18 Uhr weiter mit dem nächsten Spiel gegen unsere Gegnerinnen aus der Verbandsoberliga: ESV Neustadt. Den Anfang machte dieses Mal Melissa. Sie machte mit der gegnerischen Nummer 2 Michaela Flackus kurzen Prozess und gewann innerhalb von drei Sätzen. Den Ausgleich schaffte Neustadts Nummer 1, Hilke Lüder, gegen Svenja. Ich brachte uns mit einem 3:0 gegen Bente Grimm wieder auf Kurs. Im Doppel wollten Melissa und ich die Führung ausbauen und scheiterten denkbar knapp: im fünften Satz beim Stand von 9:9 ging der Ball zweimal hauchdünn am Tisch vorbei. Im nächsten Spiel riss Neustadt die Führung an sich, Melissa zog den Kürzeren. Ich konnte uns mit einem erneut souveränen Sieg in das Entscheidungsspiel retten. Dieses sollte Svenja bestreiten und ging sogar mit 1:0 in Führung. Danach machte ihr der Kopf einen Strich durch die Rechnung und die Gegnerin hielt dem Druck stand. Somit mussten wir am Ende die Niederlage von 3:4 hinnehmen und unseren Gegnerinnen gratulieren. Für den nächsten Tag stand das Ziel schon fest: den ersten Sieg gegen eine vollständige Mannschaft einfahren.

… und was ist mit den Herren?

Gegen die SG Rotation Prenzlauer Berg waren die Südler keineswegs chancenlos. Doch es fehlte hier und da immer etwas, sodass die Berliner mit 4:0 aus der Box gingen. Einzig Johannes schnupperte dicht am Einzelpunkt, unterlag aber trotz 1:0- und 2:1-Führung noch in fünf Sätzen gegen Felix Li.

Der Höhenflug der Damen geht weiter.

Die Gegnerinnen aus dem baden-württembergischen Deuchelried hatten am Vortag Neustadt mit 4:2 bezwungen und somit lag keine leichte Aufgabe vor uns. Ich setzte den Startschuss und stellte mich der gegnerischen Nummer 1, Anja Egeler. Dabei gingen mir zwei Sätze in der Verlängerung verloren, sodass ich nach vier Sätzen gratulieren musste. Ärgerlich. Melissa, die wir in diesem Spiel an Position 1 gesetzt hatten, stellte sich Annika Netzer und zeigte, welche Nervenstärke sie in der vergangenen Saison aufgebaut hat: nach dem entscheidenden fünften Satz konnten wir jubeln. Wow! Anschließend gingen Alina und ihre Gegnerin Jessica Biegemeier an den Tisch, um ein Team in Führung zu bringen. Diese Aufgabe erfüllte Alina souverän innerhalb von drei Sätzen. Fest entschlossen, die Führung auszubauen und nicht, wie am Vortag, knapper als knapp zu verlieren, gingen Melissa und ich in das Doppel. Beim Stand von 1:1 lagen wir schon 4:7 zurück und hatten keine funktionierende Taktik. Ein Timeout lieferte uns Antworten und wir konnten den Satz zu einem 11:8 drehen. Mit viel Selbstvertrauen gewannen wir auch den vierten Satz und somit das Spiel. Als nächstes musste Melissa alleine für den nächsten Punkt kämpfen. Ihr gegenüber stand niemand Geringeres als die #1 Deuchelrieds, gegen die ich zuvor verloren hatte. Diese zeigte ihre Erfahrung und Souveränität und schickte Melissa chancenlos zurück auf die Bank. Nun war ich an der Reihe und hatte die Möglichkeit, das Spiel zu beenden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem knappen ersten Satz kam ich richtig ins Spiel und gewann mit 3:0. Da war er: der zweite Sieg und der erste ganz aus eigener Kraft! Damit hatte wirklich niemand von uns gerechnet und so lagen wir uns jubelnd in den Armen. Für den Tag hatten wir alles hinter uns und konnten unseren Gegnerinnen und unseren Süd-Kollegen, die in der C-Klasse kämpften, zuschauen.

… und was ist mit den Herren?

Die hatten den Gruppenkopf von der TTSG Torney/Engers vor der Brust. Wieder verloren. Diesmal 1:4. Johannes war richtig gut drauf. Ein Spiel gewonnen und einmal leider mit 2:3 verloren. Eugen hatte zum Auftakt seine Möglichkeiten, aber es reichte einfach nicht.

In der Zwischenzeit hatte Deuchelried deutlich gegen das an Position 1 gesetzte Hahnbach verloren und Neustadt deutlich gegen Falkensee gewonnen. Nach einiger Rechnerei war klar: es gibt eine kleine Chance, dass wir aus der Gruppe kommen und ins Viertelfinale einziehen könnten. Um das zu schaffen, fehlen uns genau zwei Spiele, die entweder wir gegen den sicheren Gruppenersten Hahnbach holen müssen oder Falkensee gegen unsere direkten Konkurrentinnen Deuchelried. Allein die Möglichkeit, in ein Viertelfinale bei den Deutschen Pokalmeisterschaften zu kommen, versetzte uns in einen Rauschzustand. Wir widerstanden unserer Feierlaune auf der Players-Night jedoch und zogen uns zum Kartenspielen zurück, um runterzufahren und am nächsten Tag alles geben zu können. So richtig schlafen konnte niemand. Daran war ausnahmsweise nicht nur die Klappcouch Schuld, sondern auch die Aufregung. Ich rechnete die ganze Nacht und analysierte Aufstellungen, um uns eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Zum Frühstück gab es Svenjas Geburtstagskuchen aber selbst den wollte kaum jemand anrühren, so groß war die Nervosität.

Rechnen und Rackern für die Sensation.

Um 10 Uhr ging es los. Ich eröffnete das Spiel gegen Hahnbachs #4 Nina Aures. Die ersten beiden Sätze konnte ich souverän gewinnen. Im letzten Satz wurde die Hand nochmal zittrig, aber ich konnte in der Verlängerung das Spiel für uns entscheiden. Erste Hürde geschafft, kurzes Durchatmen. Am Nebentisch ging Falkensees Isabel Filitz mit 1:0 gegen Deuchelrieds #2 in Führung und es keimte Hoffnung auf. Es könnte recht schnell klar sein, dass wir weiterkommen. Doch Deuchelried war ebenso entschlossen, alles zu geben und so drehte Annika das Spiel und gewann in vier Sätzen. Wir freuten uns trotzdem für die sympathische Württembergerin, die zuvor einige knappe Niederlagen einstecken musste. Für unsere Mission, ins Viertelfinale zu kommen, sah es nun jedoch gar nicht gut aus und wir sprachen schon erstmals von einer Heimreise. Melissa sorgte für neue Hoffnung, indem sie gegen Hahnbachs #2 den ersten Satz souverän gewann. Diese wurde jedoch in den nachfolgenden drei Sätzen, die an unsere Gegnerinnen gingen, wieder zerstört. Auch am Nebentisch sah es nicht gut aus: die Mannschaftsführerin von Falkensee schenkte uns beim Stand von 1:10 im ersten Doppelsatz einen entschuldigenden Blick, da auch sie wusste, dass die Luft für uns dünner wird. Uns war nun klar, dass wir unser Glück selbst in die Hand nehmen mussten. Alina gab alles gegen die 300 Punkte stärkere Sabine Bauer (die später im Finale bei den Herren C auch mitspielte und den Titel holte), konnte aber keinen Satz gewinnen. Im Doppel hielten Melissa und ich gut mit und waren zweimal kurz vor einem Satzgewinn, konnten aber auch hier nichts ausrichten. Falkensee verlor zeitgleich glatt mit 4:0 gegen Deuchelried und bei uns hieß der Zwischenstand 1:3. Das nächste Spiel war somit die allerletzte Ausfahrt, wenn es mit dem Viertelfinale noch klappen sollte. Diese Aufgabe übernahm, entsprechend meiner nächtlichen Berechnungen, ich selbst. Au Backe, da hatte ich mir ganz schön was eingebrockt.

Ich hatte zwar schon einige wichtige Spiele in der Oberliga bestritten und Erfahrung mit großen Turnieren und lauten Kulissen gesammelt, doch das war nochmal ein ganz anderer Schnack. Meine Gegnerin war die #2 Sophia Ziegler, gegen die Melissa zuvor einen Satz gewinnen konnte. Den ersten Satz holte ich mir mit der Hilfe zweier Netzroller und einiger kreativer Rückschläge mit 11:5. Im zweiten Satz ging ich mit 10:7 in Führung und merkte, dass mein Magen langsam rebellierte. Es ging in die Verlängerung, aber mein Mantra „mutig, come on, Rückschlag, geht, come on, allez“ schien zu wirken und ich gewann mit 13:11. Im nächsten Satz spielte mich meine Gegnerin von Punkt zu Punkt besser an und nutzte meine Schwachstellen ganz gezielt aus. Ich wusste, dass es eng wird, wenn der Satz weggehen würde. Das tat er. Auch der vierte Satz startete schlecht: gute Platzierungen meiner Gegnerin machten es mir unmöglich, Punkte zu sammeln und ich lag schnell mit 0:4 zurück. Auf der Bank zitterten meine Mädels und Deuchelried gemeinsam. Ich kämpfte mich zurück und wir schoben die Führung immer wieder hin und her. Beim Stand von 8:8 konnte ich zwei Punkte in Folge holen und hatte nun bei eigenem Aufschlag alles in der eigenen Hand. Ein ewig langer Ballwechsel folgte, bei dem meine Gegnerin irgendwann die Schlägerkrante erwischte. Da war er: der fehlende Sieg!

Meine Mädels kamen in die Box gelaufen und wir lagen uns erneut in den Armen. Dieses Mal flossen sogar ein paar Tränen. Wir hatten es geschafft. Das Unmögliche: den Einzug ins Viertelfinale. In die Top 8 Deutschlands auf Verbandsebene. Diesen einmaligen Moment werden wir wohl für immer in Erinnerung behalten. Wir wurden doch letztes Jahr chancenlos von der Platte gefegt. Wir hatten doch gerade erst unser erstes Spiel überhaupt gewonnen. In unserer Liga hatten wir doch bisher auch wenig zu melden. Und auf einmal standen wir als Siegerinnen da? Der gesamte Verlauf des Turniers war surreal und wir fühlten uns dauerhaft wie in einem Fiebertraum… dem wohl schönsten Fiebertraum, den wir je hatten. Auch die deutliche Niederlage im Viertelfinale gegen Gedern (verloren später das Finale gegen den FC Külsheim mit 2:4) konnte uns nicht wecken. Wir kommen als eine andere Mannschaft zurück nach Rostock und freuen uns riesig auf die neue Saison und neue Erfahrungen.

… und was ist mit den Herren?

Zum Turnierabschluss gab es noch einmal ein relativ klares 0:4 gegen den 1. SC Klarenthal 1968, bei dem Erik und Eugen in ihren Einzeln je einen Satz mit 11:9 gewannen. Die anderen Partien waren relativ schnell erzählt.

 

Alle Süd-Spiele in der Übersicht:

Damen

29.5., 15 Uhr (4:2 gg. SV Motor Falkensee)

29.5., 18 Uhr (3:4 gg. ESV Neustadt)

30.5., 12 Uhr (4:2 gg. SV Deuchelried)

31.5., 10 Uhr (2:4 gg. SV Hahnbach)

31.5., 16 Uhr (0:4 gg. TV 1889 Gedern)

Herren

29.5., 15 Uhr (2:4 gg. TSV Korntal)

30.5., 15 Uhr (0:4 gg. SG Rotation Prenzlauer Berg)

31.5., 10 Uhr (1:4 gg. TTSG Torney/Engers)

31.5., 13 Uhr (0:4 gg. 1.SC Klarenthal 1968)

 

Alle Ergebnisse in der Übersicht (MKTT).

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Text: Melanie Plötz
Fotos: Melanie Plötz & Svenja Götting

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