Zwei mal zwei macht vier. Süd 4 gewinnt auch zweites Süd-Derby. 9:7 gegen Süd 3

von uli

Auch im zweiten Saisonspiel hat Verbandsliga-Neuling Süd 4 am Ende von knapp dreieinhalb Stunden die Nase vorn behalten, erneut in einem Süd-Derby. Michael Peters / Carsten Tesing machten den Traumstart perfekt, bezwangen im Abschlussdoppel Rajko Grawert / Uwe Schröder in drei engen Sätzen. „Auswärtssieg.“ Freude ja. Gefühlsüberströmende Freude nein. Komisch, dabei sollten doch gerade Derbys Emotionen wach kitzeln.

Mit nun vier Punkten auf dem Konto grüßt Süd 4 von Platz drei, Süd 3 und Süd 2 (spielfrei) finden sich wie im falschen Film und am Ende der Tabelle wieder. Doch wie Süd 4 Rädelsführer Ulrich Creuznacher in der Runde der letzten Mohikaner vor der Halle die Büchse der Phrasendora öffnend meinte: „Am Ende wird abgerechnet“, sind die jetzigen vier Punkte im Kampf um den Klassenerhalt herzlich willkommen. Mehr nicht, denn Süd 4 wird noch verlieren und Süd 2 wie Süd 3 noch punkten. Wenn am Ende alle über dem Strich stehen, ist alles gut.

Die Begrüßung brachte die Kreativität von Süd 3 Kapitän Hilmar Dzyk zutage. Ein neuer Team-Slogan erhellte die Halle. Davon in den Bann gezogen, hat der Chronist ihn nicht mehr komplett im Kopf. Hilmar hilf! Gleichermaßen bewog es Süd 4 Capitano Creuznacher seine Slogan-Bemühungen weiter zu forcieren. Als die Eröffnungsreden vorbei waren, war die beste Zeit der beiden Mannschaftsführer auch schon passé. Dzyk und Creuznacher konnten im weiteren Verlauf maximal als Glücksbringer und Punktestandzähler glänzen. Zählbares brachten sie nicht zustande. Ein echter Stimmungskiller.

Die Aufstellungen:

Süd 3: Grawert, Dzyk, Sanmann, Roll, Kluth, Schröder

Süd 4: Peters, Scheel, Creuznacher, Tesing, Krüger, Meier

Das Duell, das es zuletzt in der Saison 2010/11 in der Landesliga Ost zu sehen gab (man, ist das schon so lange her?), begann wie üblich mit den drei Eingangsdoppeln. Aber vorher noch einmal kurz zurück in die Saison 2010/11, der Meister- und Aufstiegssaison von Süd 3. Dort gingen beide Partien an die Dritte und das jeweils mit 9:4 in der Hinrunde und Rückrunde. Interessant: Das Rückrunden-Duell beging Süd 3 mit der exakt gleichen Aufstellung wie diesmal. Bei Süd 4 fanden sich dagegen nur Scheel, Creuznacher, Krüger in beiden Partien sowie Tesing in der Hinrunde im Protokoll wieder.

In Mark Albrechts Abwesenheit formt sich mit dem Doppel Grawert / Schröder eine echte Alternative langsam zurecht. Gegen die Premiere von Scheel / Krüger wackelten sie nur im dritten Satz. Verhältnismäßig sehr vertraut im doppelten Zusammenspiel sind indes Peters / Tesing, noch länger allerdings ihre Kontrahenten Dzyk / Kluth. Zwei Sätze lang war es eine sehr offene Partie mit dem besseren Ende für Peters / Tesing. Dazwischen die schon als Kuriosum abzutuende Auszeit Peters bei 2:1 im Zweiten. Die Bälle. Die Bälle. Die Bälle. Ein Klagelied, in das auch Grawert intonierte, vor allem im Abschlussdoppel. Creuznacher / Meier begannen gut, verpassten aber mit dem Gewinn des zweiten Satzes eine mögliche Vorentscheidung. Sanmann / Roll kamen besser in Schwung und konnten auch im Vierten die letzte Gegenwehr eliminieren. 2:1 für Süd 3.

Während die Dreier-Doppel noch gegeneinander fighteten, begann die Partie Grawert – Scheel und war auch schon vorher zu Ende. Klare Angelegenheit für Grawert. Klar wurde es für Peters gegen Dzyk erst in der Fortdauer des zweiten Satzes, den Peters zum Satzausgleich benutzte. Spätestens hier begann die Leidenszeit von Dzyk. Gelitten hat auch Creuznacher, vor allem aber diejenigen, die ihm gegen Roll die Daumen drückten. Rohrspatz at it’s best mit Top-Lehrmaterial für „Wie schlage ich mich selbst am besten“ in Reinkultur. Tesing machte es erheblich besser. Gegen einen noch nach seiner Form suchenden Sanmann hämmerte der „Koloss von Rostockos“ (fast) alles brachial auf die gegnerische Tischhälfte. Das klappte zwei Sätze hervorragend, einen Satz weniger und dann wieder einen Satz hervorragend, wenn auch mit Abstrichen (13:11). Zwei Punkte mehr = gewonnen. „Pitti Platsch“ Meier rang Altmeister Kluth nieder. 11:9 im Fünften. Auch die anderen vier Sätze wurden mit zwei Punkten Differenz entschieden. Nerven sind für ihn wohl ein Fremdwort. Daniel freut’s. Uns auch. :D „Klüger Krüger“ spielte namensgetreu intelligent gegen Abwehrass Schröder, nur verbaute er sich beruhigendere Spielstände durch fahrlässige Absch(l)uss-Aktionen. Trotz vieler liegen gelassener Chancen und Nerven verdiente sich Krüger bei seinem Saisoneinstand den Startsieg. Süd 4 hatte somit die Führung übernommen, wenn auch knapp mit 5:4.

Zwei wichtige und richtungweisende Spiele rief nun das Protokoll auf: Peters traf auf Grawert, Scheel auf Dzyk. Im ersten Duell spiegeln die Satzergebnisse nicht den kompletten Ablauf des Duells wider. Von zwei Spielern, die die Kugeligkeit des Zelluloidballs anzweifelten, war Peters derjenige, dem dies offensichtlich noch weniger Sorgen bereitete. Dzyk agierte gegen Scheel in den Sätzen eins und zwei wie vom anderen Stern. Allerdings wie ein Stern am Ende des Universums, nicht so hell und strahlend wie der Polarstern. Ein anderes Synonym wäre „unterirdisch“. Klick. 11:6 im Dritten und auch die Nervenschlacht im Vierten mit 16:18 für sich entschieden. „Scheeli“ kann’s nicht lassen. Er soll doch keine Satzverlängerungen spielen. Schon jetzt hat er hier eine Bilanz von 0:3. Da waren wir alle froh, dass der Fünfte mit 11:9 an ihn ging und uns ganz nebenbei die 7:4-Führung einbrachte. Tesing bekam vom „Ajatollah Rolla“ die Messe laut und deutlich vorgelesen. Im Spiel Sanmann gegen Creuznacher war viel Sand im Getriebe. Bei beiden! Beim Gastgeber war’s eventuell Trainingsrückstand, beim Gast eventuell das erst am Freitag käuflich erworbene neue Holz. Mit einem Kantenball wehrte Sanmann Creuznachers Satzball ab und ging Sekunden später selbst mit 2:1 in den Sätzen in Front. Netz und Kante begleitete beide gleich stark beutelnd durch die gesamte Partie. Nur hier war’s „a bissel ärgerlich“ für den hier nun als Anti-Rohrspatz auftretenden Creuznacher. Vom Rückschlag erholt, musste der Fünfte entscheiden. Ob das Match einen Sieger verdient hätte, ist unerheblich. Es gab ihn auf jeden Fall, auch weil „Don Journalie“ sich in Passivität sonnte und verbrannte. Süd 3 war zurück. Bei 6:7 stiegen Krüger gegen Kluth und Meier gegen Schröder in die Boxen. Es gab zwei Dreisatzsiege, die vorab nicht so erwartet werden konnten. Völlig ausgewechselt zeigte sich Krüger, brachte gegen seinen Musikus-Kollegen Kluth nichts bis gar nichts zustande. Meier brillierte auch ohne „Pitsche-Patsche“ und avancierte mit seinem vierten Sieg in Folge (saisonübergreifend sogar dem achten!) in der Verbandsliga neben Peters zum zweiten großen Matchwinner für Süd 4. Beide waren zusammen an satten fünf Punkte der benötigten neun Siegpunkte beteiligt.

Es ist besser mit einer 8:7-Führung in das Abschlussdoppel zu gehen als mit einem 7:8-Rückstand. Das beruhigt deutlich, weil das Unentschieden schon sicher ist. Vielleicht war dies ein ausschlaggebender Faktor in den engen Phasen des ersten und dritten Satzes. Ein anderer war sicherlich das vermeintlich kugelige Spielgerät, das unabhängig von der sensiblen Tischtennisspielernatur, manchmal wirklich „schiefe“ Absprungkurven offenlegte.

Wir von Süd 4 nehmen die Punkte gerne mit, wohl wissend, dass die Saison noch lang ist. Immerhin müssen drei Mannschaften direkt runter, einer darf sich in der Relegation versuchen. Süd 3 drücken wir die Daumen, ebenso wie Süd 2, dass die jetzige Tabellensituation nur eine abnormale Krümmung des Lichts ist. Wer weiß, wann sich die verkehrte Welt wieder umkehrt. Im Tischtennis ist alles möglich. Da reicht ein Staubkorn oder eine Nano-Beule im Ball aus und schon ist alles futsch.

Das Protokoll.

Die Tabelle.

Die Fotos.

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