Das war ein bisschen wie auf dem Servierteller. Nach dem harten und erfolglosen Kampf der Rühner gegen Süd 2 im Vormittagsspiel (6:9), wirkten sie schon etwas müde gegen Rostocks derzeit beste Verbandsliga-Mannschaft. Während die Vierte bislang immer aus dem Vollen schöpfen konnte und auch diesmal wieder konnte, musste der Mitaufsteiger aus der West-Staffel immer ersatzgeschwächt antreten. So auch heute.
Süd: Peters, Scheel, Schweitzer, Creuznacher, Tesing, Krüger.
Rühn: Stepputat, Kneifel, Zahn, Griepentrog, Petereit, Fähling, J. (Ersatz).
Peters / Tesing ziehen weiterhin einsam ihre Kreise. Fünfter Sieg im fünften Spiel. Auch Zahn / Fähling, J. mussten dies heute anerkennen. Ein Spaziergang war es aber nicht. Die Rühner spielten locker auf und kamen auch zu sehenswerten Punktgewinnen. Das paarte sich auch mit Punktführungen. Doch am Ende gewannen Peters / Tesing, auch weil sie es im dritten Satz verstanden, die spektakulären und motivationsraubenden Ballwechsel für sich zu entscheiden (6, 8, 4).
Dass die Combo Scheel / Schweitzer es kann, wissen wir, nur ihr Leben als Zweierdoppel ist noch kein liebenswertes. Dies änderte sich auch heute nicht, leider. Dabei war gegen Stepputat / Kneifel wirklich etwas Zählbares drin. 9:5 zeigte der Zähler im Auftaktsatz. Trotzdem ging der Satz weg. Die folgenden zwei gewannen Scheel / Schweitzer und hätten hier schon die Nächsten in den Ring schicken können. Wie erwähnt konnten sie dies nicht. Stattdessen drehten Stepputat / Kneifel die Partie in fünf Sätzen (-9, 6, 8, -8, -5).
Im Duell zwischen den Dreierdoppeln Creuznacher / Krüger und Griepentrog / Petereit gab es gleich zwei Debüts. Das erste schon mit der Ansetzung, denn die Rostocker gaben ihren gepaarten Saisoneinstand. Das zweite am Ende des vierten Satzes als Creuznacher / Krüger mit 3:1 die Oberhand behielten. Bis dahin hatten die Rühner verlässlich als Doppel 3 gepunktet, alle Duelle mit 3:1 für sich entschieden, hier aber die erste Saisonniederlage kassiert (7, -7, 7, 6).
Mit der wichtigen 2:1-Führung im Rücken wurde die erste Einzelrunde eröffnet. Mit gehörigem Respekt begegnete Kneifel unserer Nummer Eins Peters und legte diesen über die gesamte Spieldauer nicht wirklich ab (5, 6, 6). Scheel befand sich gegen Stepputat noch im Schlafmodus und verlor Satz eins. Dann drehte er auf und glich prompt zum aus. Sein Manko: Satzverlängerungen. Auch wenn unserem Biologen irgendwelche Statistiken, vor allem negative, selten während der Matches im Kopf schwirren, hat diese wirklich das Zeug dazu. Das 12:14 im dritten Satz war die zehnte verlorene Satzverlängerung (von zwölf bestrittenen). Egal, ein weiteres Plus für den Mann mit der Rückhand-Klebe ist, dass er sich keine Platte macht. So spielte er munter weiter. Und, viel wichtiger, mit dem richtigen System (-6, 7, -12, 7, 6). Ein Sieg, den Rühn sicherlich eingeplant hatte.
Aufschlag und Rumms. Auch das ist Tischtennis und war heute bei Schweitzer gegen Griepentrog zu sehen. Wenn man, wie Schweitzer, zusätzlich noch über ein gutes Aufschlagrepertoire verfügt, braucht es des Öfteren gar kein Rumms. Wie später auch Zahn, begann Griepentrog stetig, aber sicher an dieser Tatsache zu verzweifeln (6, 9, 6). Am anderen Tisch griff Capitano Creuznacher gegen Zahn zum Schläger, gewillt seine miese Einzelbilanz aufzupolieren. Er ließ dem „Rühner Riesen“ selten zum Zug kommen und wenn, dann half Zahns hohe Fehlerquote Creuznachers Selbstbewusstsein zu streicheln. Einzig im dritten Satz kam der Wort- und Schriftführer von Süd 4 vom Weg ab, weil Zahn Offensive und Trefferquote besser vereinte. Früh stellte Creuznacher im Vierten die Weichen auf Sieg und kein Sturm war stark genug die Gleise zu versperren (9, 8, -6, 5).
Klare Geschichte für unseren Fels Tesing gegen Ersatzmann Fähling. Das Gefühl immer die bessere Antwort zu haben und sich des Selbstbewusstseins einer guten Form gewiss zu sein machten es für frischgebackenen Einzel-Kreismeister des Landkreises Rostock einfach zu schwer, um gegen unseren „Kolossos von Rostockos“ zu bestehen (8, 5, 5). Alles easy im Ersten für Krüger gegen Petereit. Die Rückhand-Striche Krügers schlugen nur so auf Petereits Seite ein. Munition verschossen? So mochte man es glauben, denn in der Folge bestimmte nur noch der Linkshänder die Partie. Krüger drehte seine Runden, um mental wieder Fuß zu fassen, kniete nieder und ging in sich. All das half nicht. Der Rühner bewies, dass er ein guter Mann im unteren Paarkreuz ist (3, -5, -8, -5).
Mit einem komfortablen 7:2 schickten wir Peters (gegen Stepputat) und Scheel (gegen Kneifel) ins Gefecht. Peters gewann ohne zu glänzen den ersten Satz und auch in der Folge hatte man den Anschein, dass Stepputat neben der nicht vorhandenen hundertprozentigen Gesundheit auch den Respekt nicht vollends ablegen konnte. Trotzdem ging der zweite Satz nur mit einer mittelhohen Satzverlängerung über die Bühne. Die gewann, glücklicherweise, unser Micha mit 16:14, der dann zwar im anschließenden Dritten nicht den Farbfilm, aber die Treffersicherheit vergessen hatte. Was wäre wenn…ja, wenn Peters statt 2:1 vorne nun mit 1:2 hinten gelegen hätte. Damit dürfen sich die Experten bei der Spieltagsanalyse am Montag auf Sport1 beschäftigen. Stepputat rannte, kämpfte, gab alles, aber es reichte nicht (8, 14, -7, 4) für ihn. Scheeli am anderen Tisch musste erneut nach dem ersten Satz daran erinnert werden, dass der Ort, an dem er sich gerade befindet kein Schlaflabor ist, sondern eine Sporthalle, die am heutigen Tag mit Tischtennissport gefüllt werden möchte. Und siehe da. Satzausgleich. Postwendend konterte Kneifel und sah auch im vierten Satz wie der kommende Sieger aus. Eine 9:6-Führung ließ der Vize-Landespokalsieger (Herren A) von 2013 ungenutzt, holzte sogar bei 10:9 eine Fichte um, nur fiel diese auf die eigene Seite. Scheel griff die Chance beim Schopf und glich zum 2:2 aus. Leider blieb es dabei, dass Scheels taktische Marschroute korrekt war, aber in der Umsetzung zu viele Fehler beinhaltete. So konnte sich Kneifel auch Mitte des Fünften absetzen. Eine Dreipunktlücke, die der Südler trotz aller Anstrengungen, auch einer Auszeit, nicht mehr stopfen konnte (-3, 6, -4, 11, -8).
Kneifels Sieg war letztlich nur noch eine lebensverlängernde Maßnahme, da am Nachbartisch Schweitzer ein Offensivfeuerwerk par excellence abfackelte. Zahn war chancenlos. Im Dritte musste Papa Eugen, der sich neben der Unterstützung seines Teams auch der Zusprache von Freundin und Kind sicher sein konnte, seinem hohem Tempo Tribut zollen. Ausgeruht zeigte sich im Vierten wieder das liebgewonnene Bild der ersten beiden Sätze (3, 5, -4, 5).
Ein in der Höhe sehr deutlicher Sieg, unser deutlichster der Saison, der uns wieder zwei Punkte in Richtung Klassenerhalt bringt. So lange die Welle bricht, sollte sie geritten werden. Keiner weiß, was die Zukunft bringt. Da ist es von Vorteil gut vorgearbeitet zu haben, denn mit Stralsund, Parchim 2 und Schwerin 2 warten noch drei harte Brocken auf uns.
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