Alle Fünfe! Landesmeisterschaften in Warnemünde waren in festen Süd-Händen

von uli

Am vergangenen Wochenende war es dann nun soweit. In Warnemünde wurden die 30. Landeseinzelmeisterschaften gespielt – ein super durchorganisiertes Turnier fand im TSV Rostock Süd einen würdigen Ausrichter und in Michael „Michi“ Dinse einen tollen Organisationsleiter.

Es waren die ersten Meisterschaften der Damen/Herren an der Warnow seit der Wiedervereinigung. Lediglich die der Senioren im Jahr 1997 fanden vorher in Rostock statt. „Fast“ in Rostock/Warnemünde war man 2016 in Rövershagen, aber eben nur fast. Nicht unerwähnt sollte hierbei sein, dass 1992 die Deutschen Meisterschaften in der Rostocker Stadthalle stattfanden – immerhin das einzige Mal auf MV-Boden! Nach dieser durch und durch gelungenen Premiere ist sich nicht nur Michi sicher, dass es nicht noch einmal 30 Jahre bis zur nächsten Ausgabe dauern wird.

Wir bedanken uns bei der Unterstützung bei folgenden Firmen und Personen:

 

…und bei allen fleißigen Aufbau, Abbau- und Putzhände sowie fleißige Kuchenbäcker und Salatmacher!

Auch möchten wir uns bei den geduldigen Schiedsrichtern, der umsichtigen Turnierleitung, bei Joola und natürlich auch beim Erfinder des Tischtennissports bedanken.

Zum Sportlichen:

Ziel war es, den „Grand Slam“ zu holen, also alle fünf Titel. Das gelang bereits schon dreimal, und zwar 1994, 1997 und zuletzt 2002 (damals noch als Post SV Rostock Süd). Um es vorwegzunehmen: Yes! We did it again!

Die Jubiläumsveranstaltung für den Landesverband wurde zu einem Festspiel des Gastgebers, der alle fünf zu vergebenden Titel in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock ließ oder das kleine Stück die Warnow hoch lotste. Teilweise waren es reine Süd-Finals oder reine Süd-Podeste, die auf Papier, Polaroid und Video gebrannt wurden. Insgesamt heimsten wir 17 Medaillen ein (darunter 4x in Kooperation mit TT-Freunden anderer Vereine).

Damen

Beginnen wir mit unseren Ladies. Landesmeisterinnen im Doppel wurden Lea Piontkowsky und Sandy Lingstädt in einem fast „reinen“ Süd-Finale gegen Claudia Ahrens und Maxi Langschwager („Mini“ startet in Individual-Wettbewerben für den SV Nord-West Rostock) denkbar knapp im Entscheidungssatz mit zwei Pünktchen Vorsprung (6, -8, 5, -17, 9). Da waren schon im Vierten einige Nerven auf der Strecke geblieben. Dass Sandy noch reichlich behielt, zeigte sie im folgenden Einzel-Finale.

Dort traf Sandy auf Sophia Scheel, das eine mehr als ebenbürtige Dramaturgie aufwies. Sandy sah schon wie die sichere Siegerin aus, doch Sophia kämpfte sich bockstark zurück. 2:0, dann 3:1, aber plötzlich Ausgleich in den Sätzen (3:3)! Am Ende setzte sich Sandy in der Verlängerung (14:12!) des siebten Satzes durch und – nach zwei vergeblichen Versuchen (2016 & 2017 gg. Johanna Salzmann) – auch erstmals die Krone auf. Wie sehr Sandy das wollte, zeigte sich nach dem Finale, als der Druck komplett von ihr abfiel. Mit auf dem „Stockerl“ standen Maxi Langschwager und – wer hätte das gedacht! – Ramona Möller, die erst seit 1,5 Jahren wieder zurück in der Box ist. Sie schlug im Viertelfinale Lea Piontkowsky (4:1) und leistete auch Sandy harte Gegenwehr (1:4).

Gemischtes Doppel

„Super Sandy“ stand auch im Mixed-Finale und hatte die Chance auf das Triple. Mit Partner Chris Rehberg sah es schon in der ersten Runde gegen Gabriele Oerlicke-Kirsten / Michael Jacob fast nach einem überraschenden Ausscheiden aus (-10, 7, -10, 9, 13). „Wir waren beide am Anfang ein wenig gespannt, wann wir uns das erste Mal die Beine verknoten“, musste Sandy zugeben, „aber dann hat es sehr gut funktioniert.“ Nach und nach wurden die beiden sicherer. Im Finale warteten Sophia Scheel und Sven Stürmer. Es wurde ein spannendes Finale. Dank eines 3:1-Erfolges (2, -9, 6, 9) schaffte Sandy wirklich das Triple! Wahnsinn und Herzlichen Glückwunsch. Ramona Möller / Michael Dinse und Susan Laaser / Mathias Wähner machten das reine Süd-Podium perfekt. Laaser / Wähner schieden ihrerseits erst mit 11:13 im fünften Satz gegen Scheel / Stürmer aus.

Aus der Statistikbox: Sandy ist nach Angela Engel (2002, Post SV Rostock Süd; 2007, TSV Rostock Süd), Gabriele Kalka (heute: Oerlicke-Kirsten) (1994, Post SV Rostock Süd), Anja Esins (1997, Post SV Rostock Süd), und Diana Höffer (2014, TTV 03 Demmin) die fünfte Spielerin, der dieses Kunststück gelang. Mit nun insgesamt sechs Landesmeistertiteln (1x Einzel, 2x Doppel, 3x Mixed) nähert sich die gebürtige Leipzigerin langsam den Rekordsiegern Angela Engel (4, 4, 3) und Gabriele Kalka (4, 2, 5) mit je 11 Titeln sowie Birgit Hiltscher (1, 9, 0) und Andrea Neumann (0, 9, 1), die mit 10 Titeln folgen.

Herren

Im Herrendoppel standen sich schlussendlich Mathias „Auge“ Wähner / Chris Rehberg und Matthias „Matze“ Kindt (FSV Rühn) / Sven Stürmer gegenüber. Die alten Buddies Matze und Sven schafften es nicht eine 10:5-Führung im ersten Satz durchzubringen. Davon noch gezeichnet, konnte Rühn-Süd-Kombi anschließend nicht mehr gegen zwei wie entfesselt aufspielende Südler gegenhalten (11, 6, 6). Spätestens auf dem Podest wurde wieder gelacht und das zusammen mit Mark Albrecht (Süd) / Thomas Matzke (Greifswald) sowie Michael Jacob / Mathias Petereit (beide Rühn).

Im Einzel standen sich die beiden formstärksten Spieler des Wochenendes gegenüber.
Im vorherigen reinen Süd-Halbfinale setzten sich beide mit starken Leistungen gegen ihre Kontrahenten durch. Auge war über die Stationen Christoph Zahn (Nord-West, 4:0), Mirco Koschei (Greifswald, 4:1) ins Halbfinale vorgestoßen und siegte dort überraschend klar mit 4:0 gegen Michi Dinse (8, 7, 7, 2). Chris Rehberg schaltete in der K.o.-Runde zunächst Jarno Dümmer (Nord-West, 4:0) und Richard Riebschläger (Wismar, 4:2) aus, bevor er wie im Rausch spielend den Sieger der letzten drei Jahre, Sven Stürmer, entthronte und hochverdient mit 4:0 (6, 7, 9, 6) gewann.

Das Finale war reich gespickt mit tollen Ballwechseln. Lag es an der Nervosität noch nie Landesmeister gewesen zu sein? Chris schaffte es nicht die Leistung aus dem Halbfinale komplett zu konservieren. Auge hingegen fühlte „sich frei von jedem Druck“ und spielte sich weiter in einen Tunnel. Unser Altmeister, Urgestein und Rekordsieger packte auf die letztgenannte Statistik seinen 10. Einzel-Titel drauf – Auge gewann zu deutlich mit 4:1 (10, 8, -8, 7, 3).

Mit dem Triumph im Doppel schraubte Auge seinen lange Liste der Landesmeistertitel auf 29 (10x Einzel, 12x Doppel, 9x Mixed). Ihm folgen mit 12 Titeln Sven Stürmer (4, 3, 4) und Mathias Haisch mit 8 Titeln (3, 1, 4). Unerreicht bleibt Auge auch in MV in anderen Titelstatistiken. Ihm gelang als einzigem das Triple (2005) und jeweils in allen drei Jahrzehnten (1990er, 2000er, 2010er) seit der ersten Austragung Landeseinzelmeister wurde.

Hier findet ihr alle Ergebnisse zum Nachlesen und viele, viele Bilder von Rajko Grawert zum Anschauen.

Text: Sven Stürmer & Ulrich Creuznacher
Fotos: Rajko Grawert

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