Zu den letzten beiden Hinrundenspielen mussten wir erst nach Parchim und anschließend nach Schwerin. Ohne unseren Stralsundriesen Ossi machten wir (Micha, Til, Acki, Goldi, Spiegel und ich) uns kurz nach 8 Uhr von Ziesendorf aus auf die Reise. Kurz nach 9 Uhr, in der Fichtestraße angekommen, empfangen wir die Gastgeber in fast kompletter Stammbesetzung mit Schütz, Marckwardt, Gardlo, Meyer, Marschall und Gube (Ersatz von der Dritten).
Pünktlich starteten wir mit den Doppeln, bei denen sich die Parchimer mit Umstellung der eigenen etwas vorgenommen hatten. Wenig eingeschüchtert konnten Micha und ich, trotz „Diebstahl“ des ersten Satzes, souverän 3:0 gewinnen. Auch Goldi und Spiegel harmonierten gut und bezwangen Marschall/Meyer deutlich. Nur Til und Acki, die erneut aufstellungsbedingt gegen Doppel 1 der Gegner, Schütz/Gardlo, ran mussten, verloren ihr Doppel. Das allerdings denkbar knapp. Nach 0:2 Sätzen glichen sie aus und konnten im Entscheidungssatz bei 5:3 sogar die Seiten wechseln. Dann folgten aber acht Punkte für die favorisierten Parchimer. Nach den Doppeln also 2:1.
Oben musste Micha gegen Schütz schon sein bestes Tischtennis bieten, um zu gewinnen, aber davon war er weit entfernt. Schütz gewann gewohnt sicher 3:0, auch wenn der dritte Satz knapp mit 13:11 an den Wahlberliner ging. Ich bekam es im ersten Spiel mit Marckwardt zu tun. Die ersten vier Sätze teilten wir uns freundschaftlich, der Entscheidungssatz verlief dann sportlich mit offenem Visier. Ein 7:9 konnte ich noch drehen und knapp mit 13:11 gewinnen.
In der Mitte verlief es bis zum fünften Satz identisch. Acki gewann die ungeraden Sätze und überließ Gardlo die geraden Sätze. Eigentlich war Axel wieder dran, aber sein Gegenüber missachtete diese „Spielregel“ und gewann den Entscheidungssatz. Til startete indes gegen Wiederrückkehrer Meyer gut, gewann den ersten Satz, aber konnte dann das Anfangstempo nicht halten. Immer sicherer werdend gewann Meyer 3:1.
Spiegel musste nun gegen den jungen Marschall ran, der zwar ein feines Händchen hat, aber dem die Konstanz noch etwas fehlt. Nach dem 0:1 hatte Spiegel dann alles im Griff und gewann 3:1. Auch Goldi hatte alles unter Kontrolle, bis auf den zweiten Satz. Da hatte er kurz nicht aufgepasst, um dann wieder hellwach beide Folgesätze zu gewinnen. 3:1 für Goldi. Zwischenstand nach der ersten Einzelrunde: 5:4. Alles im Lot.
Oben bekam ich es dann mit meinem „Lieblingsgegner“ Schütz zu tun. Nach dem 0:1 spielte ich Satz zwei so, wie ich es mir taktisch vorgenommen hatte. Auch die Treffer- bzw. Fehlerquote stimmte. Jedoch raubte mir dieser Satz so viel Anstrengung ab, dass ich anschließend kraft- und chancenlos zum 1:3 gratulieren musste. Nun musste Micha am Nebentisch gegen Marckwardt die Paarkreuzbilanz ausgleichen. Nach knappem erstem Satzgewinn verlor er anschließend Satz zwei und drei, um sich dann zurück in den Fünften zu kämpfen. Den musste er leider mit 8:11 an den gut aufgelegten Marckwardt abgeben.
In der Mitte wollte Til nun ein gutes Match abliefern und spielte richtig gutes Tischtennis gegen Gardlo. Die ersten beiden Sätze teilten sie sich sportlich sehr ansehnlich. Der Dritte war auch eng aber mit mehr Glück auf der einheimischen Seite. Im vierten Satz konnte Til leider keine Wende mehr herbeiführen und musste nach gutem Spiel trotzdem zum 1:3 gratulieren. Die Hoffnungen lagen nun auf Acki, den einzigen Punkt in der Mitte zu holen. Gewann er in der Landesranglisten-Quali noch gegen Meyer, musste er heute mit 0:3 die Segel streichen. Vier Niederlagen in Serie bedeutete nun ein 5:8!
Das untere Paarkreuz konnte uns aber noch die Chance auf ein Unentschieden ermöglichen und Goldi ließ daran auch keine Zweifel aufkommen. Klar gewann er den ersten Satz gegen Marschall. Auch im Zweiten führte er, musste diesen jedoch mit 10:12 abgeben. Der junge Parchimer schien nun das Mittel gefunden zu haben und gewann auch deutlich Satz drei. Goldi ließ sich aber nicht beirren und kämpfte sich mit einem 12:10 zurück ins Match. Im Fünften machte er dann kurzen Prozess und gewann mit 11:5. Bei Spiegel lief es am Nachbartisch ähnlich. Gube agierte offensiv mal mit Noppe und mal mit effetvollen Topspins und wehrte dazu auch noch gut ab. Spiegel hielt aber mit viel Gefühl und vor allem Geduld dagegen. So teilten sie sich bis zum Entscheidungssatz die ersten Durchgänge. Den Fünften zitterte Spiegel dann denkbar knapp mit 11:9 nach Hause und bescherte uns das Schlussdoppel.
Dieses wollten wir nach der Aufholjagd auch gewinnen und begannen gut. Leider konnten wir ein 10:6 im ersten Satz nicht ins Ziel bringen und so „klauten“ uns Schütz/Gardlo diesen wichtigen ersten Durchgang. Auch im Zweiten hatten sie die bessere Taktik und so mussten wir das 0:2 akzeptieren. Im dritten spielten wir besser, vermieden die Fehler und belohnten uns mit dem Satzanschluss. Das Fünkchen Hoffnung wurde mit 6:11 im Vierten begraben und das 1:3 war dann amtlich.
Mit 7:9 verloren wir also das erste Auswärtsspiel trotz gutem Start. Konnten wir in Stralsund oben noch sechs Punkte zum Sieg beisteuern, reichten heute sensationelle fünf Punkte von unten nicht mal zur Punkteteilung. Auswärts und gegen hochmotivierte Parchimer ist das aber keine Schande und lässt uns noch viel Motivation für die Rückrunde offen.
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8:8 gegen die unbesiegbaren Schweriner
Etwas geknickt und mit Zeitdruck (nach dem über 4 Stunden dauernden Fight in Parchim) ging es weiter nach Schwerin. Die Landeshauptstädter gewannen am Vormittag im Aufsteigerduell gegen unsere Vierte mit 9:6, womit die Gefühlslage klar zugunsten der Gastgeber tendierte. Nichtsdestotrotz wollten wir deren niederlagenfreie Hinrunde im letzten Spiel noch ordentlich „versalzen“ und traten mit gleicher Besetzung wie zuvor in Parchim gegen die Schweriner Le Minh, Jahncke, Jost, Edler, Wiek und Franzke (Ersatz von der Dritten) an.
In den Doppeln starteten wir gut. Micha und ich gewannen erneut knapp den ersten Satz gegen Le Minh/Franzke, um dann zwei deutliche Satzgewinne zum 3:0 nachzulegen. Am Nebentisch hatten Til und Acki gegen Jahncke/Jost nicht den Hauch einer Chance und mussten zum 0:3 gratulieren. Dafür war aber unser Doppel 3 zur Stelle, welches bis auf Satz zwei, der mit 12:14 wegging, gegen die eingespielten Edler/Wiek dominant aufspielten und sich mit 3:1 durchsetzen konnten. Erneut 2:1 nach den Doppeln – Well done!
Oben wollten wir nachlegen, was gegen den derzeit besten Verbandsligaspieler Le Minh und den seit 12 Spielen ungeschlagenen Jahncke eine anspruchsvolle Aufgabe darstellte. Das bekam Micha gleich zu spüren und musste das 5:11 im Startdurchgang quittieren. Der zweite Satz ging dann nur mit 12:10 an den Schweriner. Wer weiß, was sonst noch möglich gewesen wäre!?! Der dritte ging dann schnell weg und das 0:3 stand fest. Bei mir begann es genauso, hatte ich doch meine Mühe und Not, mich auf die spiegelglatten Joola-Bälle einzustellen. Gerade gegen den langjährigen Altersklassengefährten Jahncke, mit dem man nicht groß kontern sollte, war das ein echtes Problem für mich. Trotzdem konnte ich den verlorenen ersten Satz mit dem Gewinn des Zweiten ausgleichen. Der dritte Satz ist eigentlich einen eigenen Spielbericht wert. Satzbälle hin und her, Gefluche, Jubel, unhaltbare Netzroller (leider nur beim Gegner), Fehlaufschlag (auch nur beim Gegner), es war einfach unfassbar und dauerte gefühlt eine Ewigkeit bis der Satz mit 22:20 für Jahncke entschieden war. Der Spannung nicht genug ging es im Vierten erneut in die Verlängerung, bis es mir bei 12:11 zu bunt wurde und dann endlich die Auszeit herhalten musste. Diese fruchtete und der Entscheidungssatz war folgerichtig. In diesem musste ich andauernd einem Rückstand hinterherlaufen, körperlich schon weit über der zumutbaren Grenze und leider auch, wie schon den ganzen Tag, mit wenig Glück beseelt. Das 9:11 war dann, nach 110%iger Gegenwehr meinerseits, ein verdienter aber auch glücklicher Arbeitssieg des Schweriners.
Gegenüber spielte bereits Acki gegen Jost und beide versuchten, diese Dramaturgie nachzustellen. Nach 12:14 und 13:11, 9:11 und wieder 13:11 stand die Spannung auch dort dem vorherigen Spiel in nichts nach. Ich kann mich auch noch erinnern, dass Acki sich sehr oft entschuldigen musste, was das Glück auf seiner Seite bezeugte, aber leider verließ es ihn im fünften Satz, so dass dieser mit 8:11 ebenfalls nach Schwerin ging. Bei Til lief in seinem dritten Spiel dann leider gar nichts zusammen. Teilweise lag es wohl an seiner Erkältung, teilweise wohl auch an der Einstellung und zum Großteil auch am gut aufgelegten Edler, dass das Spiel unspektakulär mit 0:3 wegging.
Zum Glück haben wir unten talentierte Routiniers, die uns ins Match zurückholen können. So war es dann auch. Nach eingewöhnendem erstem Satz pfiffen Spiegels Topspins nur so an Wiek vorbei und brachten ihm mit 3:1 den dritten Tagessieg. Goldi wollte in dieser Bilanz nachziehen und bewies dies auch. Sehr sichere Abwehraktionen gegen die schnellen Topspinangriffe von Franzke und eine wesentlich geringere Fehlerquote als sein Gegenüber, brachten ihm ein ungefährdetes 3:0 und uns den 4:5-Anschluss.
Im Einserduell bekam ich es jetzt mit Le Minh zu tun. Erneut bekam ich mein Spiel nicht auf die Spielbälle eingestellt. Ich musste komplett meine Technik verändern, um den Ball überhaupt auf den Tisch zu bekommen. Als beim Stand von 0:2 nach Sätzen der Ball dann endlich kaputt ging, gab es einen „neuen“. Der Witz war aber, dass dieser genauso glatt und altgespielt war wie alle anderen Schweriner Ersatzbälle. Erst ein richtig neuer Joola-Ball, den unser Til noch in der Tasche hatte, ermöglichte ein normales Weiterspielen. Damit lief es auch gleich besser und ich konnte den Satzausgleich erspielen. Im fünften Satz fand Le Minh aber seine Konzentration wieder und punktete spielerisch. Ich war körperlich mittlerweile am Ende und konnte nur noch auf Fehler hoffen. Beim Stand von 5:9 gegen mich kamen dann auch welche, und auch ein Kantenball meinerseits mischte sich ein, so dass ich auf 8:9 rankam. Auszeit Schwerin! Durchatmen! Diese Pause bekam mir besser als meinem Gegenüber und so konnte ich die gewonnene Luft in die nötige Aggressivität umwandeln. Mit 16:14 konnte ich dann das spannende Finale in einem ausgeglichenen Duell für mich entscheiden. Am Nachbartisch entwickelte sich wieder eine ähnliche Dramatik. Lag Micha bereits 0:2 nach Sätzen gegen Jahncke hinten, kämpfte er sich genauso in den Entscheidungssatz wie im Spiel zuvor. Dort war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Keiner führte mit mehr als zwei Punkten. Beim Stand von 9:8 endete eine Rallye, in der Jahncke Micha von links nach rechts und hinten nach vorne jagte, zugunsten des Schweriners. Der Ball hatte viel Kraft gekostet und eine Auszeit hätte wohl gut getan. Diese gab es nicht und daran mag es wohl gelegen haben, dass Micha dann bei eigenem Aufschlag einen hohen Ball ins Netz zog und den Matchball nicht abwehren konnte. Schade, wieder so ein knappes und wichtiges Ding, was auf die Sollseite wanderte.
Til hatte mit Jost, dem derzeit besten Spieler in der Verbandsliga-Mitte, nun eine sehr schwere Aufgabe. Hier bot sich dasselbe Bild wie in den beiden Spielen zuvor. 0:2-Satzrückstand. Aber auch hier ließ der Gegner die Zügel locker und unser Junior durfte sein Kämpferherz beweisen. Mit 11:8 und 11:3 spielte er sich in den Entscheidungssatz, den dann aber wieder der gewiefte Senior deutlich für sich entschied. Somit ging das bereits vierte Fünfsatzspiel an die Gastgeber, die nun 7:5 führten. Acki musste jetzt aufzeigen, dass er heute auch in der Mitte punkten kann und gegen Edler, der aktuell die rote Laterne im mittleren Paarkreuz innehat, den erhofften Anschluss erzielen. Ich staunte nicht schlecht, als der erste Satz mit 5:11 verloren wurde, aber Acki ließ das kalt. Mit 4, 5 und wieder 4 gewann der bessere Spieler die weiteren drei Sätze souverän und erfüllte unsere Herzen mit Hoffnung.
Hoffnung, welche Goldi bislang eindrucksvoll bestätigen konnte. So machte er sich auf, seine weiße Weste gegen Wiek zu verteidigen. Nach knapp gewonnenem erstem Durchgang, gingen Satz zwei und drei an den Schweriner Kapitän. Dieser spielte sehr sicher und Goldi konnte nicht wie so oft bei seinen Gegnern auf Fehler hoffen. So musste er sein Abwehrkonzept nach und nach aufgeben und auch offensiv Akzente setzen. Das trichterte Acki ihm ein und wurde dann auch postwendend umgesetzt. Als Resultat sprang der Gewinn des vierten Satzes heraus und der Fünfte musste diese Partie entscheiden. Mit 11:9 konnte Goldi diesen umkämpften Satz für sich behaupten und holte uns den 7:7-Ausgleich. Spiegel war am Nebentisch längst fertig, da er Franzke mit dem variableren Spiel die Fehler aufzwang. Der erste Satz verlief noch knapp für unseren Spiegel, der bekanntlich immer etwas Zeit braucht, um den Turbo in Gang zu bekommen. Der Zweite ging dann deutlicher mit 11:4 an ihn. Im Dritten wehrte sich der Schweriner noch mal erfolgreich, um dann im Vierten kapitulieren zu müssen. 8:7 für uns und wieder durften die Einserdoppel auf das metaphorische Parkett.
Da hatten wir noch eine Rechnung vom Parchim-Spiel offen. Nachdem dann 75% der finalen Doppelpaarungen vom Rauchen an den Tisch kamen, konnte es losgehen. In gewohnter Manier starteten Micha und ich gut gegen Jahncke/Jost. Gute Auf- und Rückschläge bescherten uns das 10:6, welches wir diesmal zum 11:6-Satzgewinn ummünzen konnten. Im zweiten Satz standen wir taktisch gesehen etwas schlechter, was dann auch das 9:11 zur Folge hatte. Im Dritten lief es wieder ähnlich dem ersten Satz aber eine 9:7-Führung ließen wir zum 9:11 liegen. Im vierten Satz riskierten wir dann wieder mehr und mit besserem Erfolg, so dass das 11:5 und der Entscheidungssatz fest- bzw. anstanden. Diesem drückte ich meinen Stempel auf, in dem ich eine überdurchschnittlich hohe Fehlerquote aufwies. Die anstrengenden 33 Sätze vorher forderten bei mir ihren Tribut und erbrachten den Schwerinern das 11:6, somit das 3:2 und in Summe das 8:8-Unentschieden.
Ehrlicherweise geht das Ergebnis nach 270 kämpferischen Minuten vollkommen in Ordnung. Mit der Hagenower Zweifach-Verstärkung und dem oberligaerfahrenen Le Minh sind die Schweriner zu Recht ungeschlagener Tabellenzweiter und nur dank unseren Unteren-Paarkreuz-Monstern Goldi und Spiegel haben wir noch am Sieg schnuppern dürfen. Sie alleine haben gegen Parchim und Schwerin 10 von 10 möglichen Punkten geholt und somit zwei Drittel der Tagespunkte gesichert. Die restlichen fünf Punkte verteilten sich dann auf vier Schultern, was definitiv zu wenig war. Bemerkenswert im Schwerin-Spiel: 100% vierte Sätze haben wir gewonnen aber leider nur 29% fünfte Sätze.
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Als Bilanz der Hinrunde bleibt aber trotzdem festzuhalten, dass die prophezeite, starke Verbandsliga keine Überkreuzvergleiche zulässt. Fast jedes Spiel war hart umkämpft, fünfmal musste das Schlussdoppel entscheiden und zweimal ging es bis zum letzten Einzel, und fast jeder kann fast jeden schlagen. Das stellt viel Spannung für die Rückrunde in Ausblick, in der von einem Aufstiegs- bis zu einem Abstiegsplatz noch alles im Bereich des Möglichen ist.